Huancayo & Huancavelica

Huancayo & Huancavelica

Endlich geht es wieder in die Berge, ins wahre Peru. Dort wo man kaum noch Touristen findet. Wir erreichen Huancayo in einer schönen und ruhigen Tagesfahrt.

Unser Weg nach Huancayo

Unser Hotel liegt etwas außerhalb, aber wir freuen uns auf den Fußweg nach dem langen Sitzen. Eines der ersten Dinge die uns auffallen ist, dass man sich auch hier um Tiere kümmert. Wie an so ziemlich jeden Ort in Peru streunen die Hunde frei durch die Städte. Zum Glück werden die Tiere hier geachtet: Man bremst und versucht zu helfen. Ein schönes Beispiel dafür finden wir hier in Huancayo:

Kartons werden für die Hunde auf die Straße gestellt, damit diese nicht frieren müssen

Was uns ebenfalls auffällt (war auch in den vorherigen Städten so): Es gibt massive Löcher im Boden. Vermutlich ist darunter der Wasseranschluss oder die Kanalisation und vermutlich war ursprünglich mal ein Deckel darüber. Trotzdem finden wir sehr oft diese tiefen Löcher im Gehweg, die gerade nachts, wenn es dunkel ist, auch sehr gefährlich werden können. Das haben wir so auch nur in Peru erlebt.

Achtung: Loch im Gehweg

Auch fällt uns der gravierende Unterschied zu Lima auf. Lima ist schon sehr speziell. Ein riesiger Moloch. Einige schönes Viertel, viele dreckige und gefährliche Viertel. Viele Menschen in desolatem Zustand, gebeutelt von Armut. Auf der Straße kann man alles kaufen. Uns wurden sogar Autospiegel angeboten, als wir im Bus an zwei Typen vorbeigefahren sind. Wo die wohl herkamen..? Huancayo ist zum Glück anders. Recht zentral gibt es hier ein großes Einkaufszentrum. Vermutlich sind hier auch eher die wohlhabenden Peruaner. Wir finden es hier so schön, dass wir einige Tage damit verbringen, im Einkaufszentrum zu sitzen, Leute zu beobachten und mal ein bisschen was zu arbeiten.

Copa America

Besonders freuen wir uns darüber, dass zu dem Zeitpunkt als wir dort waren, die Copa America lief, also die EM für Südamerika. Peruaner sind absolut fußballbegeistert und fiebern bei jedem Spiel mit. Für uns war es ein ganz besonderes Ereignis, dass wir diesem Jubel und Trubel beiwohnen durften. Fast täglich finden Spiele statt und die Peruaner treffen sich im Einkaufszentrum um vor großen Bildschirmen die Spiele zu sehen. Public Viewing, wie in Deutschland:

Fußballverrückte Peruaner beim Spiel

Kurz vor dem Spiel laufen ein paar verkleidete Peruaner durch das Gebäude und heizen die Stimmung an. Es war unglaublich laut und genial:

Die Copa Americana wird uns auch in den folgenden Tagen begleiten und es ist ein wahres Spektakel. Erfreulicherweise sind die Peruaner dieses Mal sehr weit gekommen. So weit, wie seit 40 Jahren nicht mehr. Und nach jedem Spiel versinken die Städte in einem Hupkonzert von Tuk-Tuks oder marschierenden Peruanern (dazu mehr im nächsten Beitrag). In Huancayo fuhren tagsüber Polizisten auf ihren Motorrädern durch die Gegend und trugen dabei das peruanische Nationaltrikot. Ziemlich cool!

Huancayo

Eine saubere, schöne und aufgeräumte Stadt. Direkt in der Nähe unseres Hotels gibt es einen kleinen, angelegten uns sehr schönen Garten. Er gilt auch als eine der Sehenswürdigkeiten von Huancayo:

Als wäre man in Barcelona

Und im Hintergrund thronen die Anden

Wir genießen die Ruhe hier und verbringen ein wenig Zeit auf einer Parkbank. Dabei fällt uns etwas auf, das wir in den kommenden Tagen hier noch öfter feststellen werden: Huancayo ist die “Kuschelstadt” schlechthin. Vielleicht liegt es auch daran, dass es eine Universität direkt um die Ecke gibt und es daher entsprechend viele junge Peruaner hier gibt. So oder so: Überall Pärchen, knutschend oder kuschelnd. Es ist wirklich sehr auffällig. Zweisamkeit an jeder Ecke. Und wir? Machen halt mit! 😉

Wir besuchen den Plaza de Armas, das Zentrum der Stadt und laufen über den hiesigen Markt, der nur einmal in der Woche ist. Dieser Markt ist riesig. Eine größere Straße wird dafür komplett gesperrt und man kann stundenlang an den Ständen entlang laufen.

Eine kleine Besonderheit auf diesem Markt für uns war, als wir dort frischen Fisch (Forelle) gegessen haben. Als wir uns so im spanischen Sprachgewirr unterhalten, werden wir auf gebrochenem Deutsch angesprochen: “Ihr seid aus Deutschland?”. Erstaunt drehen wir uns um. Ein Peruaner, der deutsch spricht?! Die meisten Peruaner sprechen ausschließlich spanisch, Englisch ist schon was besonderes. Also wie kommt das?! Ein nettes Gespräch auf Deutsch/Englisch/Spanisch beginnt. Der junge Mann teilt uns mit, dass er einige Monate in Deutschland gelebt hat. Wir fragen, was er dort getan hat? Seine Antwort: “Ich habe Tischtennis gespielt. In der Bundesliga”. Wir sind baff. Wie genau das geht haben wir nicht verstehen können, aber es ist immer wieder erstaunlich, wie klein die Welt sein kann..

Gebäude im Zentrum der Stadt
Kleiner Einblick in den Wochenmarkt von Huancyao

Abends genießen wir das leckere Essen und gönnen uns ab und zu auch mal ein paar Fleischspieße vom Straßenstand.

Florian glücklich

Noch ein paar abschließende visuelle Eindrücke von Huancayo:

Wie so oft: Nicht immer ist es hier schön..
Bock auf eine Runde Schach?!
Normalerweise ist es nicht unser Laden, aber die Preise im Starbucks in Huancayo waren sehr fair. Und die Bedienung begeistert von uns 😉
Riesengroßer Kürbis

Huancavelica

Ich glaube, Huancavelica ist die kälteste Stadt in Peru. Vielleicht hätten wir auf die Hinweise hören sollen: “Huancavelica?! Mucha frio!!”. Es stimmt. Wir haben hier mehr gefroren als im tiefsten Sibieren. Dabei ist es tagsüber warm, sogar sehr warm. Aber sobald die Sonne weg ist und es dunkel wird, sinken die Temperaturen drastisch. Das gravierende: Es gibt (wie im Rest von Peru) hier keine Heizungen. So liegen wir abends in voller Montur im Bett. Unter fünf Decken. Das Gewicht, das dann auf einem liegt, ist immens. Umdrehen ist nicht. Man ist im Bett gefangen, bewegungsunfähig gemacht. Und das alles, um morgens mit einer kalten Nase und einer leichten Erkältung aufzuwachen. Tja – und wehe, man muss nachts mal raus.. Dann ist Not angesagt.

Davon abgesehen gilt Huancavelica als einer der ärmsten Orte in ganz Peru. Erstaunlicherweise merkt man das gar nicht wirklich. Beziehungsweise nur wenn man mal ganz genau hinguckt. Zum Beispiel ist das der einzige Ort in Peru gewesen, an dem wir unser Essen sogar für noch einen Sol weniger, also für 4 Sol bekommen haben. Das ist umgerechnet ca. 1 Euro. Für ein Drei-Gänge-Menü mit Getränk.. Es ist erstaunlich.

Ebenso erstaunlich ist es, dass je ärmer eine Stadt ist, desto mehr geben die Leute. Wer schon kaum was hat, unterstützt diejenigen, die noch weniger haben. Solidarität in Reinform. Schön anzusehen. Auch wir unterstützen so gut es geht.

Morgendlicher Versammlungsort

Plaza de Armas in Huancavelica

Wir machen einen Spaziergang in den östlichen Teil der Stadt. Bei der Ankunft haben wir hier einige Ruinen gesehen, die wir uns gerne anschauen wollen. Ein schöner Spaziergang. Heruntergekommene Häuser aus Lehm und grobe Steinformationen. Als Finale erreichen wir eine höher gelegenes Plateau mit einer schönen Aussicht auf die gesamte Stadt.

Unser Weg durch die Felsformation
Lehmhütte – hier wohnen Menschen. Bei der Kälte..
Halb Huancavelica von oben

Der eigentliche Grund, warum wir in Huancayo und Huancavelica besucht haben ist: “El Macho”. Der Macho. Das ist ein Zug (was auch sonst?!). Er trägt diesen Namen aufgrund einiges Besonderheiten. Zum Beispiel kann man keine Tickets im Vorfeld bekommen. Und er fährt ab, sobald er voll ist. Deswegen stehen die Menschen schon morgens um 5 Uhr am Bahnsteig um einen Sitzplatz zu ergattern. Er ist kein Touri-Zug, daher auch bezahlbar. Und die Strecke soll unglaublich schön sein. Das können wir uns gut vorstellen.. Mit dem Zug durch die Anden muss ein wunderschönes Erlebnis sein.

Leider kommt es anders. El Macho fährt momentan nicht. Vermutlich ein Problem auf den Schienen. Es ist nicht abzusehen, wann er wieder unterwegs ist. Sehr schade! So bleibt uns nur ein Bild auf der Wand als Erinnerung.

Unser Weg führt uns nun mit dem Nachtbus nach Ayacucho.

3 Gedanken zu „Huancayo & Huancavelica

    1. El Macho! Er hält nicht an, man springt während der Fahrt ab! El Macho! Er fährt nicht mit Kohle sondern mit Blut! El Macho! Er braucht keine Tunnel, die Berge machen ihm aus Angst Platz!
      🙂
      Klingt als würde mir die Ecke gefallen. Habt ihr in Huancayo noch mit Studenten gesprochen? Gibt es in der morgendlichen Kälte in Huancavelica Sporttraditionen nach Kneipp? Flo, ich sehe keine Sportposts mehr, bist du bei Rückkehr so dick wie ich??
      Oh btw bei uns gibt es gute Nachrichten, aber das habt ihr vielleicht schon über den Buschfunk gehört 🙂
      Liebe Grüße, Benjamin

      1. Haha, wie cool. Ja, el Macho. Zu schade, dass es nicht geklappt hat! Wirklich toll hier 🙂
        Tatsächlich wird es hier immer schwieriger mit dem Sport. In Huancavelica habe ich es aber trotzdem gewagt. Man muss nur erstmal Stangen finden. Und auch so ist es schwierig, wenn man immer in einer neuen Umgebung aufwacht. Ich versuche aber mein Bestes 😉
        Jaaaa, wir haben da ein Bild gesehen, voll toll! Wir freuen uns total für euch mit! Alles Gute und gaaaanz viel Gesundheit wünschen wir euch!! :-)))

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