Mexico City

Mexico City

La capital. La ciuaded de Mexico. Mit rund 8,5 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Stadt in ganz Amerika. Quizfrage: Welche Stadt ist die größte in Amerika? Hinweis: Sie liegt nicht in den USA 😉

Naja, und wir jetzt mittendrin. Wie fühlen wir uns? Wissen wir noch nicht so wirklich. Es soll besser als in Tijuana sein, also vor allem sicherer. Aber Mexico City gilt noch lange nicht als sicher. Auch hier gibt es die Drogenkartelle, die öffentlichen Schießereien, korrupte Polizisten und tagtägliche Überfälle vor allem auf Touristen. Glück haben wir mit unserer Unterkunft. Sie liegt zwar etwas außerhalb und nicht gerade in der besten Gegend, aber es ist ein sehr hochwertiges Hotel für einen unschlagbaren Preis. Wir haben ein Zimmer ganz alleine für uns, dass schon die Größe von manch einer normalen Wohnung hat. So viel Platz und Luxus hatten wir schon ewig nicht mehr. Wir können uns in dem riesigen King-Size Bett sogar mal umdrehen, ohne dabei den anderen aus dem Bett zu kicken. So sitzen wir nun in unserem Zimmer. Draußen ertönt entweder Polizeisirene oder der Matratzenhändler, der an seinem Auto fette Boxen installiert hat, die irgendwas auf spanisch erzählen (Vermutlich: “Kauf meine Matratzen, denn die sind besonders guuuuhhhd!”).

Was macht man in Mexiko City? Es gibt ein paar (vermeintlich) schöne Ecken in der Stadt, ein historisches Zentrum, einige Museum und insbesondere dabei den Fokus auf die Azteken. Da bin ich ja schon ein wenig angefixt.

Früher war der Ort, an dem Mexiko City nun steht, ein See (Lake Texcoco). An dessen Westufer und an dessen Ostufer standen jeweils aztekische Städte und in der Mitte auf einer Insel das Zentrum des aztekischen Empires: Tenochtitlan. Hier war es auch als der Spanier Hernan Cortes 1521 die Azteken besiegt hat und die Stadt übernommen hat. Er gab ihr auch den heutigen Namen Mexico City. Die Ruinen des größten und wichtigsten Tempels (Temple Mayor) stehen noch heute und sie können im Zentrum der Stadt besichtigt werden.

Überhaupt, sich mit Azteken, Mayas und Incas zu beschäftigen ist äußerst spannend. Noch eine Quizfrage: Was hat zum Ableben der meisten Azteken geführt?

– Denkpause –

Es war nicht der Krieg. Es war nach Ankunft der Spanier, aber zu einer Zeit, wo die Spanier schon wieder temporär abwesend waren. Antwort: Es waren die eingeschleppten europäischen Viren, insbesondere Pocken, gegen die es hier keine Abwehr gab und die das Volk zu Millionen dahingerafft hat.

Die Stadt

Jut, mal ein paar Eindrücke von Mexico City:

Metro fährt auf Gummi-Reifen, nicht auf Schienen

Kakteen wachsen “einfach so” am Straßenrand

Aloe Vera (man beachte die Größe bei den Menschen daneben) wächst auch einfach so

Es liegen immer noch Menschen einfach irgendwo rum..

Glücklicherweise bietet das Umfeld unseres Hotels bereits alles Notwendige in fußläufiger Erreichbarkeit. Wir haben zwar keine eigene Küche im Hotel, aber einen ziemlich guten Chinesen in der Nähe. Endlich wieder Gemüse und Reis/Nudeln. Und das Beste: Die Portionen sind unfassbar üppig. Ich glaube, wir haben bisher noch nie solch volle Teller irgendwo bekommen. Wir teilen uns immer eine Portion und müssen damit schon kämpfen. Es ist wie im Paradies.

Au jah!

Wir nehmen die Metro und besuchen die Innenstadt. Auch hier wieder viel Polizei mit Schusswaffe im Anschlag. Und sehr viele Menschen. Alles wuselt rum. Wir sind auf dem Zocalo, dem großen Platz direkt im Zentrum von Mexico City. Eine Gruppe führt Tänze in ursprünglichen Trachten auf. Es werden Duftstoffe versprüht. Einzelne Mexikaner nehmen an einer Mini-Zeremoni teil, bei denen sie offensichtlich geweiht werden. Im Hintergrund steht die pompöse Catedral Metropolitana de la Ciuadad de Mexico. Direkt daneben befindet sich das Museum zum Temple Mayor. Hier ein paar Eindrücke:

Beeindruckende Kostüme der Einheimischen

La Catedral de Metropolitana de la Ciuadad de Mexico

Die heutigen Reste des zentralen Azteken-Tempel (Duh!)Modelldarstellung der früheren Azteken-Stadt (Tenochtitlan) mit Temple Mayor in der Mitte hinten

Buntes Gewächs mitten auf dem großen Plaza

Ich gebe zu, ich bin ziemlich fasziniert von Azteken, Mayas. Aber auch Incas. Eigentlich ganz Mesoamerica. Das hier auszuführen würde aber die Beitragslänge sprengen 😉

Also weiter mit unserer Reise. Wir halten uns westwärts. Hier gibt es das höchste Gebäude, welches eine tolle Aussicht über die Stadt bietet und dahinter der Alameda Central Park mit dem Palast der feinen Künste (Palacio de Bellas Artes).

Blick aus der Einkaufsstraße auf den Torro Latino

Ausblick vom Turm auf die Stadt

Palacio de Bellas Artes

Menschen genießen das kühle Nass im Alameda Park

Direkt neben dem Park in einer kleinen Nebenstraße gibt es ein paar schattige Orte. Zwischen zwei Häuserwänden sind hier mehrere jugendliche Gruppen, die Tänze proben. Es läuft laute Musik, Trainer korrigieren und synchron bewegen sich die Körper der Mexikaner zum Takt. Wir sitzen hier eine Weile und schauen zu.

Etwas weiter südlich an der Hauptstraße entlang gibt es den Electronic Plaza. Es gibt hier unzählig viele Geschäfte mit Elektronik-Waren. Mein Paradies. Wir verbringen einige Zeit hier und begutachten die “Ware”. Mit dem Wissen, dass ich später noch erlangen werde, wird einem irgendwann klar, dass hier vieles “vom LKW gefallen ist” (im besten Fall). Es gibt Hunderte Stände, mit Tausenden von Handys. Nix verpackt. Mit Kratzern, mal im guten Zustand, mal nicht. Preislich sehr attraktiv. Wo die wohl alle herkommen..? Noch weiß ich nicht, dass ich hier in Mexiko City ein schlechtes Tauschgeschäft machen werde – doch dazu später mehr…

Erst mal noch was Schönes: Als wir einmal auf Toilette mussten, ging das nur gegen Einwurf kleiner Münzen. Da wir diese gerade nicht hatten, wollten wir schon wieder weg gehen, doch ein Mexikaner hat kurz seine Karte dran gehalten und uns so reingelassen. Es gibt auch sehr freundliche Mexikaner!

Wir gehen weiter Richtung Süden und die Umgebung wird immer schlechter. Erst war wieder viel Polizei, dann gar nicht mehr. Es riecht nach Gras, irgendwo kifft jemand. Ein Mopped, das neben einem Polizei-Auto steht, fährt los. Es ist noch rot. Und es interessiert niemanden.. Alles komisch. Wir werden angehupt und jemand gestikuliert uns wild aus dem Wagen an. Vermutlich hat er sich daran gestört, dass Lena an dem Tag eine kurze Hose anhatte (das gehört sich hier nicht..) Wir wollen hier weg.. Einen Platz wollen wir noch abhaken: Der Plaza Garibaldi. Eigentlich soll hier Musik gespielt werden und daher ist es eine kleine Touristenattraktion, wir waren aber vermutlich zum falschen Zeitpunkt da.

Das ist das beste Bild, dass wir hier gemacht haben. Auf dem Platz selber liegen wieder irgendwelche Menschen rum und es stinkt.. Enttäuschend 🙁

Und dann war da noch der Abstecher in den Süden..

Das Venedig von Mexico / Die Wasser-Story

Puh, da sind wir ziemlich lange hin gefahren. Erst Metro, dann noch Zug. 1,5h entfernt etwa, dabei immer noch in der Stadt. Was gibt es hier? Ähnlich wie in Venedig fließen kleine Flüsse durch diesen Ort und man kann über Gondeln diese befahren.

Pier Salitre

Tja, gemacht haben wir das nicht. Hier gibt es wieder so eine Geschichte.. Irgendwie war an dem Tag, als wir da waren ein Fest. Wir wissen nicht genau was, aber es gab laute Musik, Menschen tanzten auf den Straßen. Alles ist nass, der ganze Boden voller Wasser. Wie schlenderten entlang und sind in einer Nebenstraße stehen geblieben und haben etwas zugeschaut. Eigentlich mit guter Laune. Dann veränderte sich was. Wir sind aufgefallen (weiße Haut, blonde Haare und so…) Mehrere Gruppen starren uns an, geben komische Signale. Ich sage schon zu Lena, dass wir mal ein paar Schritte zurück gehen sollten. Doch es ist zu spät. Aus der Menge kommen zwei Gestalten mit Eimern auf uns zu. Ich winke, gestikuliere deutlich, aber es bringt nichts. Wir laufen weg. Um zwei Ecken, aber werden verfolgt. Irgendwann geht es nicht mehr. Er holt aus, ich warte. Dann kommt das Wasser. Ich gehe zur Seite – daneben. Er hat noch einen Rest im Eimer, den kriege ich dann noch ab. Wir stehen in einer riesigen Menschenmenge mit Mexikanern, die wie wild anfeuern. Eine Gestalt kriegt ein paar englische Wortfetzen raus und fragt, ob wir “scared seien” (Angst haben). Also zumindest fanden wir das alles gar nicht so lustig und es hat ein unangenehmes Gefühl hinterlassen. Es ist zum Glück nichts weiter passiert (man bedenke auch die Elektronikgeräte in den Taschen), aber danach sind wir dann auch wieder zurück gefahren und mussten das erstmal verarbeiten.

Was hätte da noch alles passieren können?

Warum tut man das mit Touristen – gegen deren Willen?

Warum scheint man hier stolz darauf zu sein, wenn es gefährlich wird..?

Teotihuacan – WOW

Ebenfalls in der Nähe von Mexico-City, im Nordosten der Stadt, liegt ein UNESCO-Weltkulturerbe. Es ist ebenfalls eine Stadt aus der Zeit Mesoamerikas. Es handelt sich dabei weder um Azteken, noch um Incas. Man kann dies nicht genau zuordnen. Und dabei handelt es sich dabei um riesige, beeindruckende Pyramiden. Unsere “Minds wurden geblowt”. Das hier ist das Highlight von Mexico-City und aus unserer Sicht auch aus ganz Mexiko. Zunächst haben wir eine längere Busfahrt (ca. 1h) vor uns, raus aus der Stadt.

Blick auf die Outskirts – Häuserbau in den BergVor dem Eingang sind viele kleine Kakteen....und ein großer Kaktus 😉

Durch Teotihuacan geht in der Mitte eine zentrale Straße entlang: Die Straße der Toten. An ihrem Ende steht die Mond-Pyramide, die die besten Blicke auf die gesamte Anlage und die umliegenden anderen Pyramiden bietet. Die noch größere Sonnenpyramide ist die drittgrößte Pyramide der Welt mit einer Höhe von 63 Metern (Wer kennt die größte Pyramide? Ist auch die älteste zugleich 😉 Anderer Kontinent). Ein atemberaubende Ausblick, der nur durch Bilder belegt werden kann. Hier direkt mal die Aussicht auf die ganze Anlage von der Mond-Pyramide aus gesehen.

Richtig cool, oder?! Auf der linken Seite, die große Pyramide, das ist die Sonnenpyramide

Der Weg zur Mond-PyramideDie Mond-Pyramide von vorne

Für ein paar Minuten sitzen wir einfach da und genießen die Aussicht. Teotihuacan war 100 nach Christus das kulturelle, wirtschaftliche und militärische Zentrum von ganz Mesoamerika. Man geht davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt hier bereits 200.000 Menschen gewohnt haben. Bis heute ist unklar, welche Zivilisation es war und warum die Anlage dann verlassen wurde. Man muss sich nur mal vorstellen, was hier los gewesen sein muss. Vermutlich war es zu diesem Zeitpunkt eine der größten Städte auf der ganzen Welt. Die Anlage ist sehr beeindruckend, das hatten wir so nicht erwartet und wir sind froh, dass wir hierher gefahren sind.

Auf der gesamten Anlage gibt es kaum Schatten. Ohnen Sonnencreme und viel Wasser ist man hier verloren. Immerhin sind wir was das angeht mittlerweile ganz gut im Training 😉 Natürlich sind wir auch die große Sonnenpyramide hoch gegangen.

Noch steht sie da…..aber gleich wird sie erklungen ;-)))

Blick in die Prärie hinter die SonnenpyramideBlick auf die Mond-PyramideJuhu, es gibt ein Bild mit mir und der Mond-Pyramide 😀Und der Blick auf die Anlage. Hier gut zu erkennen: Die Straße der Toten, die von links nach rechts geht. Rechts kommt dann die Mond-Pyramide

Eine letzte kleinere Pyramide ganz im Süden haben wir noch besucht, da diese sehr aufwändig mit Figuren und Symbolen verziert ist. Hier ein Bild davon:

Handy-Vorfall – voll nicht WOW 🙁

Unser vorletzter Tag in der Stadt. Wir hatte noch ein wenig was geplant, wollten im Westen der Stadt den Unabhängigkeitsengel besichtigen und dort noch über die Märkte schlendern. Für den Abend hatten wir geplant, Lucha Libre zu schauen. Das ist das berühmte Mexikaner-Wrestling mit den bunten Masken. Doch es soll anders kommen.

Irgendwo oben habe ich schon mein Tauschgeschäft angeteasert. An diesem Tag setze ich es um – und lasse mir mein Handy in der Metro klauen.

Wie ist das passiert? Wie konnte mir das passieren? MIR?! Mir doch nicht. Mir passiert sowas nicht! Anderen ja – aber mir doch nicht. Doch, so ist es wohl..

Nach den paar Tagen, die wir nun hier sind, war ich zu sicher. Die Umgebung schon zu gewohnt. Es war an unserer “Haus-Metro-Stelle”, da wo wir jetzt schon öfter waren und uns vermeintlich auskennen. Ich habe vor dem Einsteigen noch auf das Handy geschaut, Google Maps gecheckt, wo wir denn raus müssen. Dann in die Hose, so wie sonst auch immer. Die Metro kommt, die Tür geht auf. Wir gehen rein. Da kommt Druck von links. Ein komische Typ hat den Ellbogen ausgefahren und drückt gegen mich. Ich schaue ihn komisch und leicht verärgert an. Aber er macht weiter. Dann lasse ich ihn passieren. Und dabei muss es auch schon passiert sein. 15 Sekunden später, noch in der Metro stehend, fällt es mir auf. Ich sage es Lena. Panik macht sich breit. Noch in der Metro taste ich den Typen ungefragt ab und gestikuliere hektisch. Es bringt nicht viel. Er steigt aus. Wir hinterher. Am Bahnsteig halte ich ihn an und taste noch einmal von oben bis unten ab. Er lässt alles zu (was mich ziemlich sicher sein lässt, dass er da mit drin steckt). Ich bin sicher, dass er es war. Aber sicherlich mit Komplizen. Da war noch eine Frau, die auch Lena so weg geschoben hatte beim Einsteigen. Tja, keine Ahnung wo nun mein Handy ist. Hat sie es in der Wuselei genommen? Oder gab es noch weitere Mittäter? Zumindest ist es nun nicht mehr bei ihm. Wir haben viele Theorien, die Gedanken sausen. Aber es bringt alles nichts. Ich kann nichts machen. Der Typ geht.

Wir sitzen auf dem kalten Betonboden der Metro-Station. Und wir haben ein Handy weniger..

Luft holen, klaren Kopf bekommen. Es ist wie es ist. Wir sind dort noch ein wenig rumgelaufen, haben Ausschau gehalten. Aber das war es. Die nächsten Stunden verbringen wir damit, alles zu sperren, alle Accounts zu löschen und Passwörter zu ändern. Und ohne Handy geht es ja nicht. Schweren Herzens wieder auf zum Electronic Plaza. In ein paar Tagen wird hier irgendwo mein Handy rumliegen. Aber heute muss ich nun irgendein neues Handy finden… Ein trauriges Ende für die Stadt und ein Tiefpunkt unserer Reise.

Unser Nachtbus nach Tuxtla fährt los und ich starre durch das Fenster in die dunkle Nacht…

4 Gedanken zu „Mexico City

  1. Dramatische Geschichte! Ihr habt euch ja mittlerweile von ersten Schreck erholt, hat sich eigentlich bei euch etwas geändert? Mehr Paranoia oder so? Also nicht so generelle Vorsicht im Gedränge, sonder eher so das Kopfkino wenn sich jemand mustert.
    Wäre ja trotzdem schön, wenn ihr eher die positiven Seiten mitnehmt, der Wow-Teil gibt das ja durchaus her 🙂
    Das mit dem Wasser, jaahh…da macht der Ton die Musik. Das kann so als dumme-Jungen-Streich ganz fröhlich und nett sein, aber natürlich kann man das auch als Vorwand nehmen um den Gringos eins auszuwischen, und das auch scheinheilig heraushängen zu lassen.
    Lasst euch nicht beirren!

    1. Mh, schon ein wenig, ja. In Mexiko waren wir vorsichtiger denn je. Und dann fühlt man sich auch immer ein wenig unwohl. Ist, denke ich, nicht mein Land. Ansonsten hast du natürlich vollkommen Recht, auch mit dem Wasserstreich.

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