Sam Nuea (Caves)

Sam Nuea (Caves)

Sam Nuea liegt nah an der Grenze zu Vietnam, im Nordosten von Laos. Die Stadt selber bietet nicht viel, ist aber Ausgangspunkt für die Besichtigung der Höhlen in Viang Xai.

Busfahrt im Norden

Die Busfahrten sind so krass und hart, dass sie eine eigene Überschrift verdienen. Laos toppt alles, was wir bis dato hatten. Die Straßenzustände hatte ich in vorherigen Einträgen schon erwähnt, es gibt aber noch weitere Besonderheiten.

Zunächst einmal ist Laos (noch) nicht allzu touristenfreundlich. Beispielsweise wollte man uns partout den komfortableren Bus verwehren. Wir mussten mehrmals aufpassen und drauf bestehen. Selbst beim Einsteigen wollte man uns noch erzählen, dass wir in den kleinen Minivan sollen. Am Ende sind wir aber standhaft geblieben und big bus gefahren.

Minivan hatten wir aber auch. Das ist eine besondere Atmosphäre. Die Fahrt geht stundenlang über Bergkämme. Wahnsinnige Aussichten erwarten einen. Zumindest, wenn man es schafft, dass einem nicht übel wird. Erstaunlicherweise schaffen das vor allem die locals nicht. Direkt zu Beginn der Fahrt sichern sie sich die Kotztüten. Und nach einigen Stunden Fahrt geht es auch los.. Vor allem die kleinen Kinder haben es nicht unter Kontrolle. Der Fratz auf dem nächsten Bild hat sich irgendwann auf meine Hose übergeben.

Minivan in Laos von innen

Ebenfalls hier zu sehen ist das tote Huhn im Fußraum. Tote Tiere verschiedener Coleur werden am Straßenrand angeboten und gekauft. Hier ein weiterer Schnappschuss eines solchen „Händlers“.

Tierangebot während der Fahrt

Leider wissen wir noch immer nicht, welche Tiere das genau waren. Sie hängen an der Leine und leben noch. In Laos kommt gefühlt ALLES auf den Tisch, was nach Tier aussieht..

Dazu kommt, dass die Busfahrer quasi selbstständig sind. D.h. ihr Gehalt besteht aus der Anzahl mitgenommener Fahrgäste. Und das wiederum bedeutet, dass der für 12 Leute ausgelegte Minivan mit bis zu 20 Leuten voll gepackt wird. Bewegen ist dann nicht mehr. Und die leute sitzen im Van zu zweit auf kleinen Plastikstühlen im Gang.

Wirklich schlimm fanden wir das alles nicht. Der „normale“ Touri wird aber sehr wahrscheinlich überfordert sein. Komfort sollte man hier nicht erwarten.

Was uns aber doch gestört hat ist der Umgang mit Müll. Laoten haben keinerlei Gefühl dafür, was sie ihrem Land antun. Klar, größere Verunreinigungen gibt es noch nicht. Wie auch in dem kleinen Land. Dennoch ist es absolut selbstverständlich, Müll während der Fahrt einfach aus dem Fenster zu schmeißen. Mülleimer Fehlanzeige. Das rächt sich irgendwann:-(

Zudem muss man auch die Unterschiede in der Kultur verstehen. An Haltestellen während der Fahrt haben die Leute eingekauft. Große Tüten mit Reis (der klebrige, der ist super!). Auch Menschen mit geringen eigenen Mitteln (zerissene Klamotten etc) war es wichtig, uns noch etwas von dem Reis anzubieten. Wir haben abgelehnt, aber etwas von unseren Sachen angeboten, worüber sich alle gefreut haben.

Nachdem im big bus immer mehr Leute zugestiegen sind, wurden von hinten weitere Plastikstühle angegeben. Kein murren oder sonstwas, weil es zu eng wurde (stell sich das Mal einer in Deutschland vor…). Man hilft sich gegenseitig. Der Junge neben mir, der auf einem dieser Plastikstühle Platz genommen hat, schlief irgendwann wie selbstverständlich auf meinem Knie. Wir waren Teil des Ganzen geworden:-)

Und wer durch Laos fährt wird zudem mit dem beeindruckenden Phou Bia belohnt.. Noch heute lässt uns der Anblick demütig werden.

Sam Nuea

Sam Nuea von oben
Sam Nuea von unten

Sam Nuea bietet ein paar Schlafmöglichkeiten. Und es gibt ca. zwei Essensmöglichkeiten. Englisch Fehlanzeige. Irgendwie nisten wir uns doch irgendwo ein. Besonderes Highlight hier war als der Besitzer irgendwann abends ohne zu klopfen reinkommt, obwohl wir abgeschlossen hatten. Er hat ja noch einen Schlüssel. Nicht schlimm gewesen, aber schon etwa seltsam.

Am morgen wollen wir die rund 15km zu den caves mit dem mopped machen. Der offizielle Verleih-Shop hat zu gemacht. Aber ein Restaurant bietet ein mopped an. Uralt. Ohne Nummernschild. Mit Schaltung. Klapprig. Defektes Lenkradschloss (dafür haben wir zum abschließen allen Ernstes Handschellen bekommen). Total überteuert.. Klar, ist ja auch ein Monopol… Wir schlagen also zu…

Unser Gefährt

Retrospektiv betrachtet war das eher eine riskante Entscheidung, die ich nicht unbedingt so empfehlen würde. Dazu die Straßenverhältnisse. Und es hatte auch noch geregnet. Aber schon Mal vorweg: Es ist alles gut gegangen. Nach ca. 1h Fahrt über Berge, Matsch und unasphaltierten Straßen erreichen wir Viang Xai.

Viang Xai

Viang Xai hat uns auf Anhieb gut gefallen. Eigentlich hätte man besser hier übernachten sollen, aber der Bus fährt hier nicht hin. Touris gibt es hier kaum. Und das, obwohl hier eine der Sehenswürdigkeiten von Laos ist. Schulkinder kommen vorbei, winken und grüßen. Kleine Mädchen quieken und kreischen und freuen sich, uns Weißbrote zu sehen. Schönes, unberührtes Viang Xai.

Berg in Viang Xai

Viang Xai wurde in diesen Namen umbenannt und bedeutet nun „Stadt der Sieger“. Der Name ist Programm, jedoch bedeutet Sieg in diesem Fall: Überleben. Pathet Lao ist der Name der dahinterliegenden Bewegung, die nach Kriegsende in Laos die Macht übernommen haben und das Land noch heute prägen. Über 9 Jahre hinweg haben sich die Anhänger in den Höhlen von Viang Xai „verschanzt“. Eine ganze Untergrund-Stadt mit über 20.000 Einwohnern ist hier entstanden. Verteilt über mehrere Höhlen, die wir im Stadtgebiet abgefahren und besichtigt haben. Hier einige Eindrücke:

Schlafzimmer des späteren Präsidenten Kaysone Phomvihane
Höhleneingang
Manuelles Belüftungssystem im Schutzbunker
Versammlungsraum
Krankenstation
Küche
1x pro Woche ist Theater time

Tagsüber fielen die Bomben. Nachts erweckten die Höhlen zu Leben. Kochen musste bis 05 Uhr Morgens abgeschlossen sein, damit die Rauchentwicklung nicht den Standort verraten hat. Transport und Schule waren nur nachts möglich. Tiere mussten vorsichtig gehalten werden und bestimmte Farben waren zu auffällig. Und dieses Leben über 9 Jahre hinweg in über 101 Höhlen. Kriegsende war dann 1974. Die Höhlen stellen eine beeindruckende Erinnerung an diese Zeit dar.

Für uns steht nun wieder eine lange Busfahrt an. Also:

Bye bye Sam Nuea

2 Gedanken zu „Sam Nuea (Caves)

  1. Eigentlich kein Kommentar von Nöten. Ihr wisst definitiv selbst was großes Kino ist 🙂
    Schöne Grüße, Benjamin

    P.s. Apropos antikes Monopol auf zwei Rädern: habt ihr so Notreparaturkram? Flicken, Kabelbinder, Panzertape? Braucht ihr hundertprozentig irgendwann wenn ich das so sehe ;D

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