Part VI: Torres del Paine
Aufgeregt war ich dann bei der Abreise. Schon die Busfahrt am frühen Morgen beeindruckt. In der Dunkelheit schimmern die schneebedeckten Gletscher am Horizont. Die Sonne steht ganz Tief, es dämmert, und sie wirft ein wunderschönes Farbenspiel auf den Himmel, die Berge und die Wolken. Als wäre alles in rote Farbe getaucht. Ein schönes Farbenspiel mit weichen Übergängen von gelb zu rot. Leider ist meine Kamera nicht dazu in der Lage das aufzunehmen, aber stellt es euch einfach vor.
Gemächlich, aber stetig, schlängelt sich die Buskolonne über die Schotterpiste. Und mir wird immer klarer: Es liegen mehrere Tage bei Wind, Regen, Schnee, Kälte, Hitze und hartem Campingboden vor mir.
Angekommen, hinter mir der riesige Berg:
Rechts am Berg sieht man kleine Zacken. Das sind die riesigen namengebenden „Torres“, also die mächtigen Türme, die ich noch aus der Nähe zu Gesicht bekommen werde. Schon mal vorab, das war sehr beeindruckend.
Doch zunächst einmal Bestandsaufnahme. Ich mache den W Track. Der heißt so, weil man in dem Park um die Berge in Form eines W läuft. So sieht das auf der Karte aus (rot markiert):
Ich starte etwa gegen 12.30 unten links bei Peine Grande. Am ersten Tag steht die Etappe bis zur Grey Station an. Das sieht auf der Karte wenig beeindruckend aus. Ich bin fit und denke: Das packe ich locker, ich gehe am ersten Tag schon weiter als eigentlich geplant. Pustekuchen! Die ca. 3,5h bis zur Station haben es in sich. Es geht hoch und runter, uneben, überall Steine. Man muss hochkonzentriert sein, um richtig aufzutreten. Dabei schleppt man sein ganzes Hab und Gut mit. Zelt, Matte, Schlafsack, Campingkocher, Klamotten, .. Ich habe in meiner Unwissenheit massig Dosen, insb. Thunfisch gekauft. Das Gewicht ist enorm. Dazu der unfassbar starke Wind, der einen gerne mal wieder ein paar Schritte zurück drückt (oder zur Seite).
Schon mal vorweg: Ich bin angekommen, hab mich aber gerade zum Schluss hin nur noch geschleppt und war froh, als endlich das Zelt stand.
Doch dafür gab es auch was zu sehen. Auf dem Weg zur Station läuft man auf den riesigen Glacier, also Gletscher, zu. Der wächst um eine kleine Insel herum. Die Aussicht ist beeindruckend und einmalig:
Die Vegetation bietet alle erdenklichen Farben. Aufgrund des Winds und der extremen Wetterbedingungen findet man alle erdenklichen Pflanzen. Das Wetter ändert sich etwa stündlich von sonniger Hitze zu eiskaltem Wind bis hin zu starkem horizontalem Schnee. Am Torres del Paine gibt es alle vier Jahreszeiten an einem Tag. Dafür ist die Aussicht beeindruckend:
Klatschnass und mit schmerzenden Waden, massiven Blasen und völliger Erschöpfung komme ich an. Heilfroh war ich, als dann meine tragbare Homebase endlich stand:
Noch kurz was essen ..
(War am ersten Tag toll, aber am fünften Tag in Folge nicht mehr.. Zumal das Frühstück, Mittag und Abendbrot ist..)
.. und dann früh schlafen gegangen um auszuruhen.
Am zweiten Tag geht es zum Italiano Camp. Interessant: Vor etwa fünf Jahren gab es den letzten Brand. Warum? Weil jugendliche ein Stück Klopapier anzündeten und dieses wegflog. Es sind wahnsinnige 40.000 Hektar verbrannt. So wandert man stundenlang an toten, ausgebrannten und weißen Bäumen und Sträuchern vorbei. Das ist zwar irgendwie beängstigend, aber auch schön anzusehen:
Tag drei führt hoch in das French Valley. Zum Glück kann man den Rucksack im Camp lassen, denn es geht wirklich nur hoch. Immer immer weiter. Leider ist das Wetter an diesem Tag sehr schlecht. Es nebelt und es gibt kaum Sicht. Es schneit sehr stark. Dort geht es hoch:
Aufgrund der Wetterverhältnisse wird der Pass relativ weit oben gesperrt. Aber es reicht um stundenlang durch Schnee zu laufen.
Und ein wenig Aussicht zu genießen:
Anschließend wieder runter, Rucksack auf und zum nächsten Camp „Los Cuernos“. Das war der bei weitem anstrengendste Tag. Die letzten Meter habe ich mich geschleppt. Auf den Boden schauen und immer wieder hoffen, dass der Fuß nach vorne auftritt und man nicht umfällt. Die ganze Nacht über war schmerzhaft an Schulter und Beine. Und natürlich kalt.
Danach ging es bergauf (im doppelten Sinne). Ich hatte Glück und meine Vorräte, Zelt und Backpack wurden nicht von Mäusen in der Nacht angenagt (so wie bei manch anderem). Auch meine Beine hatten sich langsam an die Belastung gewohnt. Es war ein langer Trip, ca. 450 Höhenmeter. Von Los Cuernos zu Torres Ranger Camp. Wieder mit beeindruckender Aussicht
und tollen Wegpassagen (leider sehr steil hoch und runter):
Das Camp liegt sehr hoch. Entsprechend kalt ist es dort. Die Nacht war sehr frostig. Und es liefen Füchse frei im Lager rum. Etwas befremdlich, aber scheint normal zu sein.
Letzte Nacht, Wecker auf 06.30, aufstehen in vollkommener Dunkelheit. Wirkliche Dunkelheit. Nicht mondgestützte leichte Helligkeit, sondern alle ist schwarz. Ob Auge zu oder auf. Kopflampe auf und aus dem halbwegs wärmenden Schlafsack quälen um den letzten Aufstieg zu den Torres zu machen. Nochmal 400 Höhenmeter. Und das vor 07.15. Warum? Darum:
Die drei „Torres“ strahlen in der aufgehenden Sonne. Eine einmalige Sicht. Das war es definitv wert! Noch eins, etwas später:
Dann zurück, Zelt abbauen und den langen Marsch runter antreten.
Ich hatte tolle Bekanntschaften und Konversationen. In solchen Situationen merkt man, wie wichtig es ist zusammenzuhalten. Jeder hat irgendwas vergessen, was jemand anderes dann dabei hatte. So sind wir alle durchgekommen!
Zurück ins schöne Puerto Natales, wo es nun morgen aufgeht zurück nach Argentinien, El Calafate.
P.S. Endlich! Ich hab mich sooo drauf gefreut… ;-)))


















7 Gedanken zu „Part VI: Torres del Paine“
Du bist der todesmutige Torres-Bezwinger!
Freu dich auf 8 weitere Tage mit Campingkocher-Instant-Nudeln mit mir auf Island, haha.
Kuss
Yeah!!;-))
Was für eine (tor) Tour ;), was für eine Region – Natur pur, mit allem was man sich wünscht zu sehen für diese Strapazen, die Du so eindrucksvoll schilderst. Vielen herzlichen Dank für die beeindruckenden Bilder, einfach dafür, dass wir teilhaben dürfen! Weiterhin wünsche ich Dir eine klasse Zeit mit vielen Eindrücken und Erlebnissen.
Hab Dich unendlich lieb ♥♥♥
Sehr netter Beitrag und schön zu lesen. Die Sonnenfotos möchte ich aber auch gerne sehen, das ist das Schönste ;-P
Na dann müsst ihr uns wohl mal besuchen kommen und wir gehen alle Fotos zusammen durch.. ?! 🙂
Und dann nach Venedig? ;-)))
Die drei Torres, einfach fantastisch. Da sind die schmerzenden Waden, Blase und Erschöpfung nicht mehr so schlimm. Es sind wunderbare, schöne Bilder. Auch deine Berichte sind toll. Aber du musst definitiv, wenn du wieder zu Hause bist, deine Kondition verbessern. Hihihi
Auf jedenfall möchte ich nachher auch gerne mal alle deine Fotoaufnahmen sehen. Ich wünsche Dir weiterhin noch sehr viel interessante Eindrücke, Spass, Kraft und keine Blasen auf deinen weiteren Touren.
Liebe Grüße auch von Dieter
Hey Flo,
schön das dich die Torres so beeindruckt haben.
Sind auch tolle Bilder dort.
An deinen Trekking Kochkünsten müssen wir aber noch arbeiten 😉
Immer nur Nudeln, tztztz 🙂
Ich halte dir die Daumen das dein nächstes Abenteuer auf dem südamerikanischen Kontinent genauso spannend und abenteuerlich für dich wird.
Gruß
JoJo