Guilin, Yangshuo, Xingping und der Abschied von China

Guilin, Yangshuo, Xingping und der Abschied von China

Zum Abschluss noch mal ein längerer Beitrag. Eigentlich waren wir die längste Zeit in Yangshuo, aber Guilin ist die große, bekannte Stadt in der Nähe und Xingping spielt auch eine Rolle. Aber eins nach dem anderen.

Guilin

Unerwartet schön. Leider hatten wir nur einen Abend in Guilin, da wir bereits Tickets nach Yangshuo hatten. Guilin ist sehr touristenfreundlich. Wir haben auf Anhieb mehrere Bekanntschaften gemacht. Beispielsweise Li, der Englischlehrer, der froh war sich mit uns auf Englisch unterhalten zu können. Wir haben die berühmten Guilin Rice Noodles gegessen und sind noch ein wenig in die Dämmerung geschlendert.

Am nächsten Morgen sind wir gestartet in Richtung Yangshuo. Über den Li River.

Bootsfahrt auf dem Li River

Sehr idyllisch und unfassbar schön. Entspannend. Und beeindruckende Aussichten auf wunderschöne Felsformationen und Berge.

Eigentlich wieder was, was man nicht schreiben, sondern die Bilder sprechen lassen sollte.

Die Fahrt selber ging in mehreren Gruppen auf den kleinen Booten und dauerte ca. 1 Stunde. Auf unserem Boot waren noch zwei junge, freundliche Chinesinnen, die uns Orangen angeboten haben.

Angekommen sind wir am Ufer von Xingping, wo uns anschließend ein Transport in die Stadt gebracht hat. Für uns zunächst nur ein kurzes Gastspiel hier, denn ein größerer Bus bringt und nun weiter nach Yangshuo.

Yangshuo

Unser Hostel war (bewusst gewählt) ziemlich weit draußen. Wir haben einen Bus genommen. Das System ist gefühlt in jedem Land anders. Mal muss man eine Karte im Vorfeld kaufen, Mal Bargeld beim einsteigen (natürlich passend) geben und mal zahlt man während der Fahrt. Hier drücken wir dem Fahrer umgerechnet ein paar Cent in die Hand und können damit so lange fahren, wie wir wollen.

Die Unterkunft ist sehr schön. Nach hinten raus ist ein kleiner Pool und ein Feld. Ganz hinten eine Schule. Für die nächsten Tage wird dies meine morgendliche Laufstrecke.

Ausblick aus dem Hotel

Wie in vielen asiatischen Ländern wird Müll einfach auf der Straße verbrannt. Bevorzugt abends. Dies führt zu starken Gerüchen und Nebel über der Stadt.

Abendliche Rauchschwaden über der Stadt

Yangshuo’s Innenstadt ist sehr westlich gehalten. Zwischen Döner und Pizza finden sich hier große Touristenmengen, wieso wir uns eher fern gehalten haben.

Yangshuo Innenstadt
Leni-Cat

E-Scooter

Elektronische Scooter/Motorroller gibt es in Deutschland nicht, oder wenn dann kaum. In China sind sie der Standard. Ich war neugierig wie sie sich fahren. Also einen gemietet und los. Ich bin positiv überrascht. Fährt wie ein Verbrenner, gibt aber keinen Ton von sich. Ansonsten alles einwandfrei. Wir sollen nur 50km fahren, machen aber deutlich mehr. Und laut Anzeige hätte der Roller noch viel länger durchgehalten. Wir fahren entlang wunderschöne Landschaften.

Xingping

Bei Xingping liegt unser letzter Bahnhof, also verbringen wir hier unseren letzten Tag. Ein verträumtes, kleines Dörfchen mit süßer Innenstadt. Und leider vielen Touristen. Denn hier befindet sich das Motiv für den 20 Yuan Schein.

Bergformation des 20 Yuan Scheins

Wir genießen unsere letzten Tage auf China Mainland und bereiten uns nun auf den Abschied vor.

Abschied von China

Mit gemischten Gefühlen beenden wir unsere 30 tägige Chinareise. Landschaften, so unfassbar schön, beeindruckend und unvergesslich. Und Menschen, deren Verhaltensweisen einfach komplett anders, ungewohnt und unangenehm sind. Es fällt schwer ein Fazit zu ziehen. Auf jeden Fall freuen wir uns, bald auch wieder mal „non-chinese people“ um uns zu haben.

Lange hat mich die Frage beschäftigt, wie es dieses Land schafft so erfolgreich zu sein. Oft habe ich diese Frage auch an diverse Leute gestellt. In Tibet habe ich die Antwort gefunden. Wir sind abends essen gegangen mit einer Reisenden, die chinesische Geschichte studiert hat. Sie hat in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet, z.b. warum das Verhalten der Chinesen so ist, wie es ist. Warum die Menschen die totalitäre Kontrolle akzeptieren. Sie hat es in etwa so formuliert: Es gibt eine unausgesprochene Vereinbarung zwischen Regierung und Volk, die besagt, so lange es Wirtschaftswachstum und Wohlstand gibt, wird es geduldet. So einfach ist das. Erste Stimmen kommen bereits hoch, dass es kritisch wird, sobald sich das Wachstum verlangsamt. Mal schauen. Aber faszinierend ist es allemal. Kein Hin und Her wenn etwas gebaut werden soll a la Berliner Flughafen. Wenn die Regierung eine neue Zugstrecke gebaut haben möchte, wird das so gemacht. Ohne wenn und aber. Keine Diskussion. Und ein paar Monate später steht die Trasse. Tatsächlich ist das ziemlich effizient.

Meine abschließenden Eindrücke:

  • Englisch in China ist ironisch. Kaum jemand spricht es. Schilder, bedruckte Shirts und ähnliches auf Englisch ist teilweise komplett sinnfrei. Selbst auf offiziellen Schildern am Bahnhof sind Schreibfehler
Wat stäht da?!
Auch einen „frittierten, braunen, zucker, dreckige Hand Tee“?
  • Essen ist im Normalfall scharf. Im Westen noch mehr. Bestellt man ohne („bu-la“) ist es komplett ungewürzt und ohne Geschmack. Südlicher wird es etwas besser
  • Ein Frosch im Hals begleitet uns seit den ersten Tagen. Das sind die Auswirkungen des Smogs. Man möchte tatsächlich ständig räuspern
  • Chinesen leben nach dem Motto: „Wenn jeder an sich selber denkt, ist an jeden gedacht“. Andere Menschen werden ausgeblendet und sind egal. Dieses Verhalten ist tatsächlich kaum zu beschreiben und zieht sich als generelle Regel durch die meisten Erfahrungen die wir gemacht haben.. Rauchen im Restaurant während Leute daneben sitzen und essen? Klar. Ist zwar hier verboten, aber was soll’s. Taxifahrer, die auf einer stark befahrenen Straße querbeet wenden und drehen, und während sie mitten auf der Straße stehen und maximal blockieren, ans Handy gehen und erst mal telefonieren. Im Hupkonzert.. Kinder, Jugendliche, Erwachsene die überall und ständig ihr Handy auf maximale Lautstärke haben und telefonieren, Filme gucken oder zocken. Abends im Zimmer das Maschinengewehr-Geballer aus dem Smartphone zu hören? Wunderbar. They just don’t care..
  • Rülpsen, Furzen, Schmatzen, Rotzen gehört ständig dazu
  • A propos: Manche Chinesen lassen den kleinen Fingernagel lang wachsen. Das hat zwei Funktionen: 1. Man hebt sich von den „Arbeitern“ ab, deren Fingernägel abbrechen und daher nicht so lang wachsen und 2. mit einem langen kleinen Fingernagel lässt sich vorzüglich in der Nase bohren und „sauber machen“. Kein Witz.
  • Geradeaus gehen ist eine Kunst, die hier nicht beherrscht wird. Es geht links, rechts, schnell, langsam, stoppen, zurück.. bei maximalen Menschenmengen
  • Betten und Matratzen sind steinhart.. Wenn du morgens aufwachst und dein Hintern kribbelt und ist eingeschlafen, bist du in China
  • Internet ist massiv gesperrt. Mit VPN geht es, ist aber alles langsamer
  • Anders als in Russland achten vor allem die Mädels und Frauen darauf, weniger Freizügig zu sein
  • Junge Chinesinnen kreischen auch gerne mal in quietschenden Tönen, wenn sie in einer Gruppe sind
  • Betonwelten. Haben wir noch nie in dieser Intensität gesehen. Irgendwo müssen die bald 1,4 Mrd. Menschen ja hin.. Jede Ankunft bei einer noch so kleinen Stadt zeichnet sich dadurch aus, dass bereits mehrere Kilometer vorher die Hochhäuser anfangen. Man schaut über Minuten aus dem Zugfenster, wie ein Betonklotz nach dem nächsten an einem vorbei rauscht. Wahnsinn..
  • Tracking von Menschen. Kameras überall. Besonders schön: Toilettenpapier gibt es nur gegen Gesichtsnachweis, damit auch der Toilettenpapierkonsum sauber getrackt werden kann
Klopapier-Tracking in China

Ach, und lustige Straßenteilnehmer gibt es hier auch;-)

Wie nennt man das?

Das war’s. Über Guangzhou und Shenzhen geht es weiter zur Brücke nach…

… Hongkong

Ein Gedanke zu „Guilin, Yangshuo, Xingping und der Abschied von China

  1. Schön gesch und musste lachen. Danke fürs Dranteilhabenlassen! ?
    Klingt spannend aber China ist auch so mit das einzige Land, was mich noch nie so gereizt hat. Trotzdem ist es natürlich faszinierend!

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