Tokio

Tokio

Die Hauptstadt von Japan im März. High season. Viele Menschen – viele Touristen. Und natürlich: Cherry Blossom. Es sind diese paar Wochen im Jahr, in denen Japan (im wahrsten Sinn des Wortes) komplett aufblüht. Die Knospen öffnen sich und ganz Japan (zumindest südlich von Hokkaido) hüllt sich in ein buntes Blumenmeer. Wirklich beeindruckend. Wir haben unzählig viele Bilder gemacht. Alle zu zeigen, würde hier den Rahmen sprengen. Ein paar Bilder will ich aber nicht vorenthalten 🙂 Daher hier eine kleine Zusammenstellung aus Tokio.

Cherry Blossom

Der erste blühende Baum. Mitten an einer großen Straße in Tokio, um die Ecke von unserer Unterkunft. Noch unspektakulär. Aber doch auch sehr schön. Zunächst laufen wir etwas ungeplant durch die Stadt. Wir saugen die Atmosphäre auf. Alles ist aufgeräumt, sauber. Organisiert. Schon in Hokkaido war uns aufgefallen, dass die Ampelmännchen anzeigen, wann es wieder rot und grün wird. Entsprechende Anzeigen sind daneben. Ziemlich hilfreich. Es ist eine Großstadt. Autos fahren, Baustellen. Es ist laut. Und doch fällt uns auf, wie ruhig es hier ist. Japaner schätzen Stille, vermeiden Lärm. Unterhaltungen finden gedämpft statt. Man möchte nicht unbedingt auffallen. Niemand brüllt unnötig rum, keiner preist seine Waren lautstark an. An unsere bisher besuchten Länder zurück denkend, ist dies ein riesiger Unterschied.

Zu Japan gehören aber auch die Traditionen, die Ehre und Würde. Wir haben nicht wenige Japaner gesehen, die ihr Mittagessen unfassbar schnell runtergeschlungen haben. Schnell wieder an den Schreibtisch, den Arbeitgeber zufrieden stellen.. Familie kommt erst an zweiter Stelle und nur am Wochenende. Unter der Woche wird gearbeitet. Oder die Zeit mit den Kollegen verbracht. Japaner sind da sehr strikt. Auch das Kennenlernen potentieller Partner(innen) ist hier wohl so eine Sache. Man geht nicht gerne auf jemanden aktiv zu. Oft sind hier auch noch die Eltern im Spiel, um das voran zu treiben. Und wenn es nicht läuft, kommt noch der Suizid in Frage. Japan ist da statistisch ganz vorne dabei. Ist es nicht beeindruckend, wie unterschiedlich Kulturen und Gesellschaften sind?!

Ich schweife ab.. Eigentlich ging es doch um Cherry Blossom 🙂 Also wir gehen in den East Imperial Palace Garden und quetschen uns durch die Menschenmengen am Eingang. Innerhalb des Gartens verläuft es sich aber wieder ein bisschen.

Blick auf den East Imperial Palace Garden

Nahaufnahme Cherry Blossom

Japaner und Touristen genießen den schönen Tag und picknicken unter Cherry Blossoms

Wir laufen noch weitere Parks ab und genießen die bunte Vielfalt.

Pagode im UENO-Park

Natürlich auch wieder das obligatorische Katzenbild. Diesmal auf den Bäumen

Yoyogi-Park im Westen von Tokio, nördlich von Shibuya

Sonnenuntergang im Yoyogi-Park

Japans ist sehr modern und hoch technologisiert. Der Human Development Index ist einer der höchsten weltweit. Wir erleben viele kleine Dinge, die den Alltag erleichtern. Was ich z.B. noch nicht wusste: Man kann ein kleines Gerät über den Klinken-Anschluß am Handy nutzen um darüber Kreditkartenabrechnungen zu machen:

Multi-Funktional-Hyper-Ultra-Kreditkartenabrechnungvereinfachungsgerät (Deutsche stehen auf lange Worte wie kein anderes Land!)

Kulturelle Eindrücke

Ich komme immer wieder zurück zur japanischen Kultur. Es gibt so viel zu erzählen, zu schreiben. Nicht alles finden wir gut. Wir reisen durch die Länder und schenken allen Leuten, denen wir begegnen, ein Lächeln. Das haben wir bisher auch immer zurück bekommen. Japan ist anders. Die Menschen sind reservierter, kühler, ernster. Ja, irgendwie immer sehr nett und freundlich. Aber halt doch distanziert. Vermutlich ist es einfach schwieriger, engere Beziehungen aufzubauen. Zum Beispiel auf Hokkaido war die Rezeptionistin mit einem Amerikaner zusammen. Und sie war anders, offen, gesprächig. Da merkt man den westlichen Einfluß. Wir machen gerne Unsinn, winken den Leuten zu und sprühen vor Freude. Manchmal hüpfen wir einfach so rum. Auch hier. Und doch fühlen wir uns genau hier mit unserem Verhalten öfter deplaziert. Fast unerwünscht. Wenn wir was lustiges sehen, freuen wir uns. Fährt jemand mit einem lustigen Auto vorbei, winken wir. Manchmal gucken einen die Menschen auf der Straße dann komisch an. Unweigerlich denken wir daran, wie sich wohl die Deutschen verhalten.. Vermutlich nicht viel anders..?

  • Was uns noch auffällt? Jedes Auto ist sauber. Wirklich. Ich weiß nicht, wie die das schaffen? Fahren die jeden morgen durch die Waschstraße, bevor es los geht? Wahnsinn.
  • Noch so eine Besonderheit: Harmoniebedürftigkeit! Wir fühlen uns manchmal schon schlecht.. Wenn wir wohin wollen, gehen wir dahin. Wenn jemand im Weg steht, fragen wir höflich, ob dieser jemand kurz Platz macht. Wenn sich jemand vordrängelt, protestieren wir auch mal. Wir haben mehrere Japaner beobachtet, die lieber einen riesigen Umweg gehen. Wirklich, das ist total crazy. Da ist eine Schlange im Weg und anstatt kurz zu fragen, ob man durch darf, geht man einen riesigen Umweg. Da sind gestandene Männer im Anzug, die es nicht fertig bringen, sich zu äußern. Vermutlich ist es nicht ganz so, aber als Aussenstehender haben wir so ein Verhalten öfter wahrgenommen.
  • Und dann ist da noch diese krasse Hygienebedarf. Irgendwie ja schön, aber andersrum auch schon sehr übertrieben. Überall Seife, Desinfektion, etc. Bloß nichts anfassen. Und wenn, dann mit Handschuhen. Die Toiletten reinigen sich selbst. Alles ist steril. Sich zu waschen wird zelebriert. Hierfür gibt es extra separate Räume (neben der Dusche) und der Vorgang ist zeitlich sehr ausgedehnt. Die Duschen selber wiederum sind alle richtig gut. Wir haben oft “Kabinen” vorgefunden, die man zumachen konnte. Immer heißes Wasser. Immer ordentlicher Druck.
  • Ich würde von mir behaupten einen wirklich guten Orientierungssinn zu haben. Aber dafür könnte ich die Japaner würgen: Jede Karte in der Stadt oder bei Sehenswürdigkeiten ist nicht nach Norden ausgerichtet. Ich habe gefragt warum, aber eine richtige Erklärung habe ich nicht bekommen. Die Schilder sind meistens so, dass wenn man davor steht, die Richtungen genau so sind, wie man gerade drauf schaut (das kann man so nicht verstehen, oder?). Auf jeden Fall habe ich in meinem Kopf immer eine Karte, wo Norden oben ist und orientiere mich daran. Ich war hier mehrmals maximal verwirrt.
  • Anzüge, vor allem in Tokio, sind sehr beliebt. Wir haben gefühlt mehr Leute in Anzug, als in normaler Straßenkleidung gesehen. “Normale Straßenkleidung” meint hier: Sehr gepflegt und mit Stil (und jetzt stellt euch uns dazwischen vor: Meine Trekking-Hose hat noch immer Risse von dem Motorrad-Unfall in Vietnam, richtig gewaschen hatten wir die Klamotten seit Wochen nicht und über die vermatschten Sportschuhe rede ich besser erst gar nicht.. Ach ja, Frisör seit Wochen nicht gesehen, ist hier sehr teuer..). Wer war ich noch Mal im vorherigen Leben?!
  • Japaner verbeugen sich gerne. Voreinander zur Begrüßung und zum Abschied. Alleine dieses Verhalten kann man ausgiebig studieren und ist für Aussenstehende kaum verständlich. Es ist ein komplexes System aus Hierarchie und jeweilige Situation die festlegt, wer sich vor wem wie lange und wie tief und wie oft verbeugt. Wir haben es bei einer kleinen Verbeugung jedes Mal zum Abschied belassen und sind damit auch gut gefahren.
  • Stille, stille, Ruhe, quiet please. Airplane mode in der Bahn und im Bus gewünscht. Tatsächlich schätzen wir das. Aber es ist besonders und erwähnenswert.
  • Mangas sind noch ein gutes Thema. An jeder Ecke gibt es einen 7-Eleven, FamiliyMart oder Lawson. Das sind kleine Stores mit den alltäglichen Gütern. Jeder Store hat eine ausgedehnte Ecke mit Zeitschriften und Magazinen (Side knowledge: Japan ist das Land mit den meisten gedruckten Zeitungen – im Sinne von Auflage – auf der gesamten Welt). Und Mangas. Und immer stehen mindestens 2-3 Japaner davor und lesen im Laden. Das hat hier einen riesigen Stellenwert. Ich habe auch mal geschmökert:

Mangas im 7-Eleven

So, nach der harten Kost mal wieder ein Schwenk. Unser Halt in Shibuya.

Shibuya

Shibuya ist ein Stadtteil im westlichen Teil von Tokio. Wer kennt den Film Hachiko?! Kurzfassung: Ein Hund namens Hachiko begleitet sein Herrchen täglich zum Bahnhof nach Shibuya. Auch nach dessen Ableben kommt der Hund noch täglich hier hin und wartet (vergeblich) auf sein Herrchen. Seeeehr emotional. Sehr empfehlenswert! Es ist eine wahre Story.

An der Stelle ist heute die größte Kreuzung der Welt. Und daneben: Eine Statue von Hachiko.

Hachiko-Statue in Shibuya

Und wer einmal die größte Fußgängerkreuzung der Welt in Motion sehen will (während dort Real life Mario Kart stattfindet), der klickt hier:

Ebenfalls in Shibuya ist das “Rotlichtviertel”. Die Bilder lasse ich mal weg, vielleicht lesen ja auch Kinder mit (?! :-DD). Aber dort gab es auch riesige Roboter!

Robby-Roboter in Shibuya

Überhaupt ist hier alles groß, bunt, laut. Du willst Action und Party, dann gehst du hier 😉

Nakamise Shopping Street

Bei der Shopping Street gab es noch ein paar schöne Visuals in den Abendstunden. Daher lasse ich mal wieder die Bilder sprechen 🙂

Nakamise Shopping Street

Ausblick auf Ufer-Promenade

Tempelanlage

Sumo-Ringer

Sumo-Ringen ist Nationalsport in Japan. Viel Essen, strenge Richtlinien und starke Einschränkungen. Sumo-Ringer werden stark geachtet. Es gibt eine Hierarchie und im Verlaufe eines Sumo-Lebens klettert man immer weiter nach oben, verdient mehr und erhält mehr Support von den unteren Rängen. Sehr interessantes Modell. Sumo-Ringer sterben aber auch verhältnismäßig früh. Das ist wohl auf den eher ungesunden Lebensstil (Gewichtszunahmen!) zurückzuführen. An unserem letzten Tag in Tokio besuchen wir einen Sumo-Stall. Wir müssen dazu leider mit den großen Rucksäcken durch die morgendliche Rush-Hour in der Metro. Definitiv ein Erlebnis! Die Metro war so voll, dass wir nicht zusammen reingepasst haben. Lena fuhr dann vor mir in der Metro.

Bye bye Leni, see you soon! Miss you already!

Hat alles geklappt und wir haben uns kurz danach wieder gesehen 🙂 Tatsächlich bin ich mit meinem Rucksack von einem professionellen Metro-Menschen-Reindrücker reingedrückt worden. Auf einmal steht man da drin wie eine Sardine. Man wurde reingequetscht. Sehr interessant. Da drin konnte ich mich nicht mehr festhalten, bin nicht rangekommen. War aber auch nicht notwendig. Es ist so eng, dass man sich weder bewegen kann, noch irgendwo hinfallen kann. Man liegt quasi im stehen. Lena meint, die KVB (Kölner Metro) kann das auch, aber ich kann mir das kaum vorstellen. Ich habe mich komplett fallen lassen, einfach “tragen” lassen. Man kann sich eh kaum bewegen und Dank des Drucks von allen Seiten passiert auch nichts, also umfallen oder so geht eh nicht. Interessante Erfahrung. Wo war ich? Ach ja, Sumo. Wir sind also angekommen und der Sumo-Ringer hatte auch kurz Zeit für uns 😉

Großer (kleiner?) Sumo-Ringer neben uns!

Viele Sumo-Ringer in der Vorbereitung

Der nächste Post wird vermutlich sehr Bilder-lastig. Mount Fuji is calling.

4 Gedanken zu „Tokio

  1. Also ist Japan für Jens das Land der Wahl wenns um den Dresscode geht 😀

    Tolle Bilder. Ich lese jeden Eintrag und bin begeistert!

    Passt auf euch auf!
    Drück euch,
    Nicole

    1. Haha, absolut. Zum Reisen ist Japan super, sicher, sauber und organisiert. Nur genug Kleingeld mitbringen;-) Freut mich, dass ihr mitlest!! Liebe Grüße

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